Sodbrennen ist ganz sicher ein Volksleiden: Denn in Deutschland leidet jeder Zweite darunter. Die meisten nur von Zeit zu Zeit, andere häufig – und manche sogar chronisch. Schwangere und ältere Menschen sind häufiger betroffen als andere. Wir verraten, was gegen Sodbrennen hilft.
Sodbrennen ist das Leitsymptom für eine Rückflusskrankheit (gastroösophageale Refluxkrankheit):
ein brennendes Gefühl unter dem Brustbein, besonders nach Mahlzeiten und im Liegen. Rund ein Viertel der Menschen in den westlichen Ländern hat einmal im Monat oder häufiger mit Refluxbeschwerden zu tun. Oft kommt Aufstoßen von saurem Magensaft dazu. Und auch ein Aufstoßen ohne Säure ist möglich.
Sodbrennen äußert sich meist als Brennen im Hals und als säuerlicher Geschmack im Mund
Viele Sodbrand-Leidende kennen außerdem auch saures Aufstoßen und ein Druckgefühl im Brustbereich. Der brennende Schmerz in der Brust wird durch den Rückfluss von Magensäure (medizinisch ausgedrückt: gastroösophagealer Reflux) in die Speiseröhre verursacht. Das Symptom selbst, also das eigentliche Sodbrennen (medizinisch: Pyrosis) kann durchaus ungefährlich sein, muss es aber andererseits auch nicht immer. Keine Panik also, sind die Beschwerden allerdings heftig, häufig oder treten permanent auf, gilt: Zur Abklärung der Ursache sollte den Arzt aufsuchen oder ersten Rat in der Apotheke einholen.
Um zu verstehen, wie Sodbrennen entsteht, lohnt sich ein Blick darauf, wie die Verdauung funktioniert
Täglich produziert unser Körper etwa zwei bis drei Liter Magensaft, dessen Aufgabe es ist, den Speisebrei zu verarbeiten und schädliche Mikroorgasnismen zu beseitigen. Deshalb ist der Magensaft mit einem pH-Wert von 0,8 bis 1,5 auch sehr sauer – also tödlich für die meisten Keime.
Die Speiseröhre ist ein circa 25 Zentimeter langer Muskelschlauch mit einem Durchmesser von einem Zentimeter, der mit Schleimhaut überzogen ist. Er verbindet den Rachenraum mit dem Magen. Am Mageneingang befindet sich ein Schließmuskel (Ösophagussphinkter). Dieser gleicht einem Ventil, das beim Schluckvorgang erschlafft und sich zum Magen öffnet. Der Inhalt der Speiseröhre kann in den Magen fließen.
Im Normalfall ist dieser Weg eine Einbahnstraße. Der aggressive und stark saure Magensaft ist für den Magen dank seiner widerstandsfähigen Schleimhaut keine Gefahr. Die Speiseröhre jedoch ist sehr empfindlich. Ist das Ventil undicht und schließt nicht mehr richtig, kann die Magensäure zurückfließen und in die Speiseröhre gelangen. Das ist ziemlich unangenehm und verursacht die beschriebenen Symptome des Sodbrennens, außerdem kann die Speiseröhre mit der Zeit irreparabel geschädigt werden.
Sodbrennen kann verschiedene Ursachen haben:
Dazu gehören unter anderem Stress oder bestimmte Gewohnheiten bei der Ernährung, wie etwa zu fettes oder zu spätes Essen. Unter anderem folgende Gründe können eine Störung des Schließmuskels bewirken und so Sodbrennen verursachen:
Psychisch belastende Situationen wie Stress regen die Magensäureproduktion übermäßig an und lösen häufig Sodbrennen aus. Und auch bestimmte Nahrungsmittel beeinflussen den Druck des Schließmuskels. Ebenso können Medikamente (unter anderem einige Schmerzmittel) beteiligt sein.
Manchmal gibt es aber auch handfeste organische Ursachen:
Möglicherweise ist ein Zwerchfellbruch (eine sogenannte Hernie) aufgetreten. Dabei verschiebt sich ein Teil des Magens durch die Zwerchfellöffnung in den Brustraum. Bei Schwangeren wiederum sorgt zum einen das Hormon Progesteron für die Erschlaffung des Schließmuskels, zum anderen drückt die stark vergrößerte Gebärmutter gegen den Magen und als Folge davon dessen Inhalt in die Speiseröhre. Bei Personen mit Übergewicht kommt es ebenfalls vor, dass vermehrt Mageninhalt in die Speiseröhre ausweicht. Sodbrennen kann eventuell ein Warnsignal für eine organische Erkrankung wie ein Magengeschwür oder eine Gastritis sein. Schon deshalb sollte man anhaltendes Sodbrennen durch eine Untersuchung beim Arzt abklären lassen.
Gelegentliches saures Aufstoßen ist zunächst kein Grund zur Sorge
Wird die Schleimhaut der Speiseröhre aber regelmäßig, etwa mehrmals die Woche, mit dem ätzenden Magensaft konfrontiert, kann es zu Schleimhautreizungen und Schädigungen (Refluxösophagitis) kommen. Unter Umständen wird die Schleimhaut sogar völlig zerstört, innere Blutungen oder eine Verengung der Speiseröhre können auftreten. Auch die oberen Atemwege, die Zähne und das Zahnfleisch können durch die zurückfließende Säure in Mitleidenschaft gezogen werden. Unbehandelt kann Sodbrennen zu einer Krankheit wie einer Speiseröhrenentzündung führen. Im schlimmsten Fall bildet sich sogar ein Geschwür oder Krebs.
Im Folgenden haben wir einige Tipps und Hausmittel aufgelistet, die gegen lästiges Sodbrennen helfen können:
Essen Sie mehrere (fünf bis sechs) kleine Mahlzeiten am Tag. Große Mahlzeiten sind sehr voluminös und führen zu einem übervollen Mageninhalt. Die Gefahr, dass hier Magensäure in die Speiseröhre gedrückt wird, ist erhöht.
Speziell abends sollten Sie auf reichhaltige Mahlzeiten verzichten und nicht zu spät essen.
Legen Sie sich nicht direkt nach dem Essen zu einem Verdauungsschläfchen hin, sondern warten Sie, bis der Magen Zeit für die Verdauung hatte – mindestens eine halbe Stunde. Hilfreich ist es außerdem, mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen.
Reduzieren Sie Ihr Gewicht, wenn Sie zu viele Kilos auf die Waage bringen.
Vermeiden Sie Stress, denn dieser ist ein häufiger Auslöser von Sodbrennen. Entspannungsübungen, Sport, Meditation und Ruhe können helfen, den Stress und damit auch das Sodbrennen zu reduzieren.
Tragen Sie keine enge Kleidung und lockern Sie Ihren Gürtel.
Meiden Sie stark säurehaltige Getränke wie Grapefruit- oder Zitronensaft sowie andere Säfte aus Zitrusfrüchten – auch viele Weine haben übrigens einen erheblichen Säureanteil.
Bewährte Hausmittel sind Tees mit Kamille, Fenchel oder Kümmel.
Viele Menschen beschreiben das Auftreten von Sodbrennen nach stark gewürztem, scharfem Essen
Die Art der Wirkstoffe in den pflanzlichen Gewürzen unterscheidet sich jedoch erheblich, deshalb ist keine einheitliche Beurteilung möglich. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Wirkstoff Capsaicin, der für die Schärfe in Chilischoten verantwortlich ist, die Empfindlichkeit der Speiseröhre gegenüber dem Magensaft erhöht und somit das brennende Gefühl intensiviert.
Immer wieder liest man Empfehlungen,
bei Sodbrennen Milch zu trinken. Das resultiert aus der Annahme, dass das Eiweiß in der Milch die Magensäure abpuffert. Ehemals wurden Patienten mit diesem Krankheitsbild ausschließlich mit Milch ernährt.
Ob das jemals geholfen hat, ist allerdings fraglich. Denn zum einen ist eine so einseitige Ernährungsweise erstmal niemandem zu empfehlen, und zum anderen haben Wissenschaftler bewiesen, dass Milch die Säureproduktion im Magen sogar anregen kann.
Hilfe finden Sie in vielen Fällen schon in der Apotheke:
Denn auch mithilfe von geeigneten Präparaten lässt sich Sodbrennen oft erfolgreich behandeln. Zur Behandlung eingesetzt werden vor allem Antazida, die den Magensaft neutralisieren, oder auch Protonenpumpeninhibitoren, die die Bildung eines Enzyms hemmen, das für die Säureausschüttung benötigt wird. Wenn die Beschwerden allerdings nicht schnell und deutlich abnehmen, sollte der Arzt aufgesucht werden.