Die Kaisenapotheke in Borgfeld bietet neben Grippe-Impfungen auch Corona-Impfungen an – die Nachfrage ist groß.
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Apotheken mit Corona-Impfangebot werden überrannt
Nur noch wenige Apotheken in Bremen und Niedersachsen bieten Corona-Impfungen an – die jedoch können sich vor Arbeit kaum retten. Die Apotheker fordern mehr Unterstützung und kritisieren die Ärzte.
Die Stellung als Gesprächsthema Nummer eins hat Corona längst verloren, aber mancherorts ist das Virus in diesen Wochen wieder sehr präsent – zum Beispiel in der Kaisenapotheke in Borgfeld. Sie gehört zu den drei verbliebenen Apotheken in Bremen, die Corona-Impfungen anbieten. Während die Hausärzte eine gewisse Impfmüdigkeit ausmachen, können sich die impfenden Apotheker vor Arbeit kaum retten. „Wir werden überrannt“, sagt Sandra Kwijas. Sie ist Angestellte in der Kaisenapotheke, kann aber auch für die Hollerlandapotheke in Horn-Lehe sprechen. Beide Apotheken haben die gleiche Inhaberin, beide impfen gegen Corona und Grippe.
„Wir könnten jeden Tag von morgens bis abends impfen“, sagt Kwijas. Weil das logistisch nicht möglich sei, komme die Apotheke auf etwa 40 Corona-Impfungen pro Woche. In beiden Apotheken müssen Kunden dafür einen Termin vereinbaren, die aber bereits auf Wochen ausgebucht sind. Die Terminvergabe sei notwendig, weil der Impfstoff in Sechserpackungen ausgeliefert wird, die an einem Tag verbraucht werden müssen. Mit der Terminvergabe und dem gesamten bürokratischen Prozess könne man theoretisch eine Vollzeitkraft komplett auslasten, sagt Kwijas.
APOTHEKER KRITISIEREN ÄRZTE
Norbert Wehrmann hält die Terminvergabe für einen Fehler. In seiner Apotheke bei Dodenhof in Posthausen impft er in anderen Dimensionen: 3500 Impfungen pro Monat, ungefähr hälftig gegen Corona und gegen Grippe. Das, sagt Wehrmann, sei nur ohne Terminvergabe möglich. Niedrigschwellig und unkompliziert müsse das Angebot sein – der bürokratische Aufwand, zum Beispiel das Melden der Impfungen ans Robert-Koch-Institut, sei ohnehin groß genug.
Wehrmann kritisiert den Umgang mit Corona-Impfungen und nimmt auch die Kollegen nicht davon aus. Dass von mehr als 130 Apotheken im Land Bremen nur drei impfen, bezeichnet er als „Schande für die Zunft“. Täglich sechs Impfwillige zusammenzubekommen, sei kein Problem. Aus zwei Sechserpackungen Impfstoff ließen sich 13 Dosen herstellen. Durch den sparsamen Umgang gleiche seine Apotheke es problemlos aus, wenn am Ende des Tages mal eine Dosis überbleibe.
Auch die Hausärzte kommen bei Wehrmann nicht gut weg. Die angebliche Impfmüdigkeit der Patienten werde häufig nur vorgeschoben, „um den Praxisablauf nicht durcheinanderzubringen“. Den Vorwurf mangelnder Impfbereitschaft hatten die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und der Hausärzteverband in Bremen zuletzt zurückgewiesen. Die KV verwies auf ihre Terminservicestelle, bei der Berechtigte einen Impftermin zugewiesen bekommen, wenn der eigene Hausarzt nicht impft. Die Nachfrage halte sich aber in Grenzen, hieß es.
Den Beitrag gibt es am 30.11.2023 beim
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